Jeanne Silverthorne
Seit den frühen 1990er Jahren erforscht die amerikanische Künstlerin Jeanne Silverthorne ihren Arbeitsbereich hinsichtlich dessen Verfall und Zusammenbruch. Dies auszuheben bedarf einer exakten Bestandsaufnahme seiner physikalischen Infrastruktur, der in ihm ablaufenden Prozesse und in ihm vorhandenen Gegenstände. „Exit with Fan“ ist einer dieser Auszüge: Eine Gummi-Kopie einer Studioverkabelung inkl. Hinweisschild, die gekoppelt an einen in die Jahre gekommenen Ventilator, das Bild einer endgültigen Erschöpfung generiert. „Still and Moving“ zeigt Schlüsselloch große Fotographien und Videos, die sowohl auf die unheimliche Architektur des Studios anspielen, als auch auf die dort verwendeten Materialen, die in ihm erschaffenen und zerstörten Artefakte, die damit verbundenen Hoffnungen und Enttäuschungen und die darin aufgestaute Energie. Einige dieser Videos sind Originalaufnahmen, manche wurden gefunden und verändert, so wie „Alphawordless“ – einem bearbeiteten und lautlosen Ausschnitt von Jean Luc Goddards bahnbrechenden Film.
In dieser archäologischen Herausarbeitung des Atelierlebens werden ausgestorbene oder alte Genres, wie z.B. die Blumenmalerei, das Stillleben und Porträtmalerei exhumiert. Sie sind jedoch übersät mit Zeichen des Verfalls, infiziert mit krankhaften Auswüchsen und getränkt in Gift, was durch die umfangreiche Nutzung phosphoreszierender Farbpigmente und invasiver Verwendung gummierter Insekten und Unkraut verstärkt wird. Die Natur drängt sich buchstäblich durch alle Ritzen des Studio-Bodens in Form von wilden Gräsern und Löwenzahn.
Die gezeigten Skulpturen bestehen aus gegossenem Gummi, einem an sich unformbaren, und in diesem Sinne entropischen Material. Aber Gummi hat auch einen humorvollen Aspekt, denn sein nichtvorhandenes Rückgrat und die resultierende Biegsamkeit vermitteln potentielle Komik die der Morbidität entgegenwirkt. Nicht zuletzt blinzelt das Leben durch, wenn auch nur in Form von Unkraut oder Insekten.