mit der ausstellung „the cloud“* von richard kriesche ist der galerie zimmermann kratochwill gelungen, einen künstler, der die rolle der privatgalerien am kunstmarkt stets kritisch hinterfragt hat, zu einer werkschau ebendort zu animieren.ein grund für seine zusage war sicher seine auseinandersetzung mit dem thema !unternehmensaesthetik“ in den letzten jahren, denn auch die galerie ist ja letztlich ein unternehmen mit ästhetischem auftrag- und so stellt er sich nach jahrzehntelanger galerieabstinenz der herausforderung, dieses terrain neu zu beschreiben.
das künstlerische tun richard kriesches entwickelt sich aus einer analytischen haltung heraus in einer Zeit, die geprägt ist von den markantesten technisch-technologischen, ökonomischen und gesellschaftlichen umwälzungen der westlichen welt.
als absolvent der akademie der bildenden künste und der universität wien konzentriert sich das frühe werk kriesches auf die zeichnerische und malerische umsetzung der informationsästhetik, basierend auf mathematischen systemen. diese überlegungen zur kontextualisierung visueller strukturen definieren das ende seiner malerei 1968, sind aber gleichzeitig grundstein für die weiterführende künstlerische praxis, die sich vom traditionellen kunstkontext löst und in den gesellschaftlichen raum hinein erweitert.
die ausstellung zeigt werke eines künstlers, der in fünfzigjähriger praxis die kulturellen, ökonomischen, soziologischen, politischen und technologischen dimensionen des mensch-seins reflektiert.
nach „Kunst ist nicht das Bezeichnete, Kunst ist das Bezeichnen“ sucht kriesche zunehmend die interaktion mit der öffentlichkeit, die als künstlerisches forschungsfeld zu verstehen ist. 1971 sagt er bei einer ausstellung in london, daß „Kunstobjekte reale und unmittelbare Bedürfnisse erfüllen sollten“. auf den wachsenden einfluss der massenmedien auf die gesellschaft und der verkommerzialisierung von kunst und gesellschaft reagiert kriesche indem er diesen fragenkomplex in sein forschungsfeld integriert.
kriesches arbeit stellt sich immer wieder der frage nach der gesellschaftlichen bedeutung von kunst und der damit verbundenen rolle des künstlers. 2011 sagt er: Es ist nicht mehr die Frage, inwieweit ich mich in meiner Persönlichkeit in dieser Welt existentiell verstehe, sondern die Frage ist, inwieweit ich mich in dieser Welt, als Weltgemeinschaft im Sinne einer umfassenden Definition der Menschenrechte verstehe; inwieweit wir in der Lage sind, aufgrund unserer Erkenntnisse dessen, was ein Individuum ist, jetzt auch in der Menschheit ein Iindividuum zu erkennen: Das heißt, mein Körper ist Teil eines Megakörpers. Wenn man es technologisch sieht: Wie begreife ich mich in einer komplexen, vernetzten Welt mit meinem eigenen, komplex vernetzten Hirn….und eben diese fragen werden uns noch lange begleiten.
* ein NFC fähiges smartphone oder tablet mit installiertem QR-code reader (z.b. QR Droid) ermöglicht es ihnen, die ausstellung vertiefend erfassen zu können.