Die Galerie Zimmermann Kratochwill freut sich, POKLONG ANADINGS Ausstellung Pocket Coffin bekanntgeben zu dürfen. Seine aktuellen Werle sind in den Grazer Räumlichkeiten der Galerie vom 31. Oktober 2012 bis zum 5. Jänner 2013 zu sehen.
Poklong Anading wurde einst als “Alchemist des Gewöhnlichen” beschrieben und auch wir finden bis jetzt keine besseren Worte für ihn und sein Werk. Ein großer Teil seiner Arbeiten ist mit ausrangierten, nicht mehr gewollten Objekten versehen. Oder – um es humaner zu sagen – sie basieren auf Irrationalitäten, die Macht der Umstände oder rücksichtslosen Reaktionen.
Was er macht, ist das Erzählen von Geschichten, oder richtiger: Er führt diese in die Arbeitsbereiche der Medien ein, welche einem Konzeptkünstler in unserer Zeit gegeben sind. Material und Technik komplimentieren Sound und Bild, und nicht zuletzt Besucher oder Teilnemer, respektive ist das alles ein Teil seines Konzepts. Wenn man der Einladung zur Teilnahme folgt – und wenn es nur als Beobachter ist – wird man in eine fiktive Welt ohne Schwere und ohne Grenzen entführt.
Es geht nicht darum die Funktion der Kunst zu definieren. Aber Kunst als soziales Medium bietet die Möglichkeit um unkonventionelle Zusammenhänge zu portraitieren und Utopien zu kreieren. Das muss nicht notwendigerweise auf wissenschaflichen Daten basieren, es kann auch einer von persönlichen Beobachtungen oder Fiktionen abgeleitet werden. Wir könnten behaupten, dass die Mehrheit von zeitgenössischen Künstlern aktuelle Belange wiedergibt.
Im speziellen Fall von Poklong Anading muss festgehalten werden, dass das Zeitgenössische untrennbar mit dem Mytos der Vergangenheit und dem sozio-politischem Kontext seiner Heimat Südost-Asien verbunden ist. Er lässt die bisher gültigen Klassifizierungen seiner künstlerischen Praxis hinter sich und begibt sich als Künstler in die nächsten Generation der Neo-Konzept Kunst. Anading übersetzt seine Methoden und verwebt Konzepte und Inhalte mit seinem aktuellen Aufenthaltsort. Dies implimentiert eine starke Reisetätigkeit, welche durch die Geschichte seines Heimatlamdes verankert ist. Denn viele seiner Werksserien sind nur zu oft mit (verschiedenen) Orten und (begrenzter) Zeit verbunden. Diese Projekte setzten sich über Jahre fort, wobei Bilder oder Sequenzen immer wieder in neuen Kontexten auftauchen können, wie zum Beispiel bei Anonymity oder Between Intersections.
Ein allgemeiner Einstieg in Anadings Arbeiten ist unausweichlich, da die Übergänge zwischen seinen Arbeiten, der vorhergehenden und der nachfolgenden, fließend sind. Jede Geschichte ist eigenständig, wie ein Kapitel aus einem Buch. Jedoch entwickelt sich jedes neue Werk aus dem vorhergehenden, angereichert mit neuen Impulsen. Das physische Erscheinungsbild von Anadings künstlericher Ausdrucksweise variiert in Medium, Größe und Material. Dennoch lässt sich ein roter Faden durch sein Werk ziehen, wenn man sich näher damit auseinandersetzt.
Um auf das Thema “Reisen” zurückzukommen: Reisen beeinhaltet nicht nur visuelle Erinnerungen sondern auch einen auditiven Part, der um Aufmerksamkeit bittet. Interaktion mit Menschen (z.B. Anonymity, untitled (dwelling) sowie Geräuschen an sich, oder die Inkorporation von abstrakten Sonanzen (z.B. linedrawing, monster race, – – – – – – – –, dragon kite) waren von Anfang an wichtige Elemente in Poklong Anadings Konzepten. Und wieder ist es das Gewöhnliche, das die Aufmerksamkeit des Künstlers an sich zieht – gesammelt, abstrahiert und antropomorphisierend.
Der Ausstellungstitel “pocket coffin” erscheint vielleicht gleich substanzlos wie auch bedeutungsvoll – und zwar durch die Assoziazionen des Besuchers mit dem Sichtbaren in der Ausstellung. Die künstlerische Forderung nach einer Erklärung für die Ausstellung und ihre Werke beginnt mit dem Titel – keine Anleitung, keine Regeln, keine Überforderung, keine Definition, keine Einschüchterung, schlicht keine Lösung.
Poklong Anading stellt vier neue Arbeiten vor, die seine Heimat wiederspiegeln, das Suchen und Finden in Frage stellen. Betriebssysteme werden reflektiert, die hervorgerufenen Verwirrung von Informationsfluten und das Filtern – das notwendige Aussieben dieser werden in einen neuen Kontext gebracht – Sehnsucht und Erfüllung nach dem Persönlichen.
Die Zerrissenheit und Brandmarkung kommt in den Aufnahmen zu Who´s afraid of pixels, Tag &Torn und Zero Gravity zum Ausdruck. Reisende verbringen oft viel Zeit auf Flughäfen und entkommen auch dort der Werbemaschinerie nicht, wobei man sich doch einfach nur auf einen Urlaub freuen möchte oder gehetzt von einem Businesstermin zu nächsten hastet.
Die Arbeit untitled (dwelling) funktioniert nur mit Ihrer aktiven Teilnahme. Diese Arbeit ist eine weitere Station, oder eben ein weiteres Kapitel in einem Buch, das Leben heißt. Der Finger an sich erfährt die gesamte Ausfmerksamkeit, denn nicht umsonst nennt man es “Fingerzeig”.
“Finderexplorer” ist auch eine Installation die einen Partizipanten braucht um zum Leben erweckt zu werden. Ansonsten ist es nur eine Installation aus Computern. Wenn Sie sich darauf einlassen, werden Sie ein neues Landschaftsportrait der Stadt Graz erfahren. Denn die Zeit, als Landschaftsportraits nur als Ölbild auf einer Leinwand ihre Gültigkeit hatten, sind schon lange vorbei.
So sehr uns der Künstler herausfordert zur Teilnahme, zum Verstehen, zum Öffnen und zur Akzeptanz und zur Beobachtung, so sehr laden wir Sie ein, all das auch zu erfahren. Poklong Anading erwartet von uns, ein neutraler Punkt zu sein, ohne Gravitation um Raum für philosophische Betrachtungsweisen bieten zu können. Wir, die Galerie Zimmermann Kratochwill schlagen vor, die Einladung zur aktiven Teilnahme an seiner Ausstellung und seinen Kunstwerken wörtlich zu nehmen und sich auf dieses Experiment einzulassen
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