über die kleinen freuden und
vom abbau der schwellenangst
Wer starrt nicht gerne in den klaren Sternenhimmel? Jedes Mal stellen sich zumindest mir dieselben Fragen: hat das Universum ein Ende, eine Grenze, gibt es eine Mauer drum rum und was ist außerhalb der Mauer? Kennen Sie die Man-in Black Version? Am Ende spielen Außerirdische mit Murmeln: Jede Kugel ein Universum.
In einem Universum hat fast alles Platz, sagt Wendelin Pressl in einem Interview. Also sein Atelier ein Universum, die künstlerische Arbeit eine Gedankenwelt. Pressl verkörperlicht seine “es könnte ja auch so sein” Thesen. Er rekontextualisiert reale Zusammenhänge und Gegebenheiten und arbeitet multimedial mit Zeichnung, Assemblage, Skulptur, Fotografie, Malerei und Installation.
Pressl entwirft Apparaturen, pseudo-wissenschaftliche Behauptungen aus Pappe, simpel und mit wenig Abstand an die Wand montiert um die Oberfläche des “Mondes” zu sehen. Er schwärzt Papier solange bis nur noch winzige weiße Flecken bleiben, wie ein Gedankenprotokoll oder ein Sternenhimmel oder der Entwurf eines Universums; hinter Geodreiecken gerahmt – ästhetische Denkfallen. Aus Mineralwasserflaschenabgüssen werden Bomben und rotierende Zierteller zu Satellitenstationen.
Er bedient sich der Grundannahme der Abhängigkeit von Gruppen und der künstlerischen, ästhetischen Ausdrucksformen um wissenschaftlich, technisch anmutende Arbeiten zu kreieren. Er schafft optische wie inhaltliche Täuschungen: Die Entmystifizierung der Kunst und eine Ode an die Unwissenheit und Vorstellungskraft. Pressls Werke sind wie Erleichterungen, Alternativen zum globalisierten Verständniswahn: Alles geht.
Dennoch, Wendelin Pressls Kunst haftet nichts Nostalgisches, Sentimentales an. Ein “Ja” zum spielerischen Zugang , ein noch lauteres zum künstlerischen Kommentar zur Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinn.
Wendelin Pressl wurde 1971 in Graz geboren und studierte an der Akademie für Bildende Künste Wien. Seine Werke wurden in zahlreichen Ausstellungen gezeigt und er erhielt den Kunstförderungspreis der Stadt Graz (2009), das Staatsstipendium für bildende Kunst (2011) und den Förderungspreis des Landes Steiermark für zeitgenössische bildende Kunst (2016). Pressls Arbeiten wurden in zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen gezeigt und sind unter anderen in der Sammlung des Univeralmuseum Joanneum Neue Galerie Graz, des Diözesanmuseums Graz, der Artothek des Bundes und der Sammlung der Stadt Wien vertreten. Wendelin Pressl lebt und arbeitet in Wien.
Text:
Birgit Zimmermann